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2020

Nina Krämer

Patin 1: Jutta Schmidt

Ich habe Nina bei Instagram "kennengelernt". Sie macht mir als Pflegekraft Mut, sie hat unglaublich viel Herz. Sie lässt uns an ihrem Alltag teilnehmen. Sie möchte mit ihrer Präsenz zeigen wie schön unser Beruf trotz aller Nachteile wie Schichtdienst usw. ist und kämpft so um Nachwuchs für uns und somit gegen den Fachkräftemangel in der Pflege.

 

Pate 2: Sven Zander

Liebe Jury von HERZ & MUT,
ich bin seit über 10 Jahren im Gesundheitswesen tätig und heiße Sven Zander. Ich habe viele wunderbare Menschen im Gesundheitswesen kennengelernt. Doch die Pflegerin des Jahres ist für mich meine Partnerin und große Liebe: Nina Krämer.
Ich nominiere Nina Krämer zur Pflegerin des Jahres, da sie durch familiäre Erfahrungen in der Pflege, selbst den Weg in die "Pflegewelt" trotz Widerstand gegangen ist. Mehrere Rückschläge während der Ausbildung und später als Fachkraft hat sie überwunden und ist viel stärker zurückgekommen. Noch vor Beginn der Ausbildung zur Altenpflegerin hat sie angefangen, über Instagram (Account: care_with_passion) der Welt zu zeigen, für welchen Beruf sie sich entschieden hat. Dort zeigt sie heute der Welt, wie schön der Beruf in der Pflegewelt ist. Doch fangen wir von vorne an:
Nina unterstützte ihre Oma im Alltag, diese wurde zusätzlich von einem Pflegedienst versorgt. Da gab es die ersten Berührungspunkte mit der Altenpflege. Dies war so faszinierend für Nina, dass sie 2014 ein Praktikum in einer Senioreneinrichtung in Köln absolvierte. Nun hat Nina immer mehr Spaß an diesem Beruf gefunden. Da es noch einige Zeit dauerte, bis sie ihre Ausbildung beginnen konnte, hat sie als Pflegehelfer in dieser Einrichtung begonnen. In dieser Zeit hat sie auch ihr erstes Foto in Dienstkleidung bei Instagram eingestellt. Die Resonanz darauf war ernüchternd. Oktober 2015 startete Nina ihre Ausbildung zur Altenpflegerin. Kurz nach dem Start musste sie den ersten gesundheitlichen Rückschlag einstecken, sie hatte eine Nierenkolik und musste
operiert werden. Wenige Tage nach der OP ist Nina dennoch unter starken Schmerzen arbeiten gegangen, da sie zum einen nicht so viele Fehlzeiten bereits in der Probezeit erreichen wollte und zum anderen war ihr ihre Arbeit, das Team und die Bewohner zu wichtig, um sich zu Hause auszuruhen. Sie war zunächst auf einem Wohnbereich, wo es nach kurzer Zeit schon einen Wechsel der Wohnbereichsleitung gegeben hat. Ein ehemaliger Schüler dieser Einrichtung hat direkt nach bestandenem Examen diesen Wohnbereich als WBL übernommen. Dies bedeutete für Nina, dass sie keinen erfahrenen Ansprechpartner hatte und die Führung des Wohnbereichs auf Grund von Versuch und Irrtum noch keine Strukturen aufweisen konnte. Nina kämpfte sich allein durch und gab täglich ihr bestes. Nach nun fast einem halben Jahr auf diesem Wohnbereich durfte Nina in ihrem nächsten Praxis Einsatz auf einen anderen Wohnbereich. Dort war zwar eine erfahrene Wohnbereichsleitung, die auch die stellevertretende Pflegedienstleitung war, jedoch sollte es auch hier keine Zeit für eine praxisorientierte Anleitung geben. Diese WBL hat aktiv nicht mehr in der Pflege unterstützt und sich mehr und mehr ins Büro zurückgezogen, so dass selbst neue Bewohner nicht mehr von der WBL auf diesem Wohnbereich begrüßt wurde. Alle anfallenden Arbeiten wurden dann von Nina und einem Pflegehelfer durchgeführt. Dies war die Zeit, in der Nina immer selbstständiger wurde, jedoch leider ohne eine Rückmeldung einer erfahrenen Pflegefachkraft. Auch die spätere freigestellte Praxisanleitung war keine große Unterstützung für Nina.
In einem weiteren Praxisblock lernte Nina den dritten Wohnbereich kennen. Auch hier erlebte Nina keine Unterstützung von Pflegefachkräften oder der Praxisanleitung. Aufgrund der Erfahrungen aus den externen Einsätzen und der sehr guten schulischen Leistung, konnte Nina ihren pflegerischen Alltag sehr gut alleine meistern, leider immer noch ohne jegliche Unterstützung und Rückmeldung bzgl. ihrer Arbeit. Zwischenzeitlich hat die Praxisanleitung das Unternehmen auch noch verlassen. Der Qualitätsbeauftragte übernahm übergangsweise die Funktion der Praxisanleitung. Nun kam es im Vorletzten und letzten Praxisblock endlich zu professionellen Praxisanleitungen. Es wurde nicht nur gemeinsam am Bett mit und ohne Bewohner geübt, sondern auch theoretisch (z.B. Pflegeplanung) wurde ausgiebig geübt. Nina machte in dieser Zeit noch einmal einen enormen Sprung in ihrer Professionalität. Nina befand sich im vorletzten und letzten Praxisblock auf dem vorherigen Wohnbereich. Der Wohnbereich mit der Leitung die nur im Büro sitzt. Doch auch sie hat nach kurzer Zeit des vorletzten Praxisblocks das Unternehmen verlassen und so übernahm der Qualitätsbeauftragte für ca. 3 Monate auch noch diese Leitungsfunktion. Nun hatte Nina eine aktive Wohnbereichsleitung und eine aktive Praxisanleitung in einer Person auf ihrem Wohnbereich. Nachdem ein neuer Wohnbereichsleiter für diesen Wohnbereich eingestellt wurde, der als Gesundheits- und Krankenpfleger keine Erfahrung in der Altenpflege noch Erfahrung als Leitung hatte wurde Nina zu seiner größten Unterstützerin. Somit hatte Nina eine Mehrfachbelastung auf dem Weg zu Ihrer Examensprüfung. Doch diese meisterte sie auch mit professionellem Verhalten. Als der neue Wohnbereichsleiter glaubte alle notwendigen Informationen über Ablauf, Bewohner und Mitarbeiterteam zu haben, sah er in Nina eine Konkurrentin auf dieser Position. So kam es nicht selten zu unprofessionellem Verhalten der Wohnbereichsleitung gegenüber Nina. Doch auch diese Wohnbereichsleitung hat nach nur 2 Monaten mehr mit Abwesenheit geglänzt. Darauf folgte seine Kündigung. Da in absehbarer Zeit keine neue Wohnbereichsleitung gefunden werden konnte, wurde Nina inoffiziell die Wohnbereichsleitung. Und das ca. 4 Monate vor ihrer praktischen Examensprüfung. Diese Verantwortung verlangte viel von Nina ab, dennoch hatte die professionelle Versorgung der Bewohner höchste Priorität für sie. Die praktische Examensprüfung stellte keine große Herausforderung für Nina da. Jedoch hat sich ihr Körper drei Wochen vor dem schriftlichen Examen gemeldet und sich gedacht, warum sollte man eine Ausbildung nicht so beenden wie sie angefangen hat? Nierenkolik die zweite.
Ich kann mich noch sehr gut an die Nacht erinnern, als ich mit Ihr in die Notaufnahme gefahren bin. Noch nicht ganz angemeldet dort, hat sie klar und deutlich geäußert, dass sie ihre Examensprüfung durchziehen will. Sie wurde am morgen operiert und hat an den folgenden Tagen im Krankenhausbett für ihr Examen gelernt. Das Angebot, die Prüfungen zu verschieben hat sie dankend ausgeschlagen. Sie ist dann nicht mehr in den Unterricht gegangen, sondern hat zu Hause weiter gelernt. Unter Schmerzen ist sie zu ihrer schriftlichen und späteren mündlichen Examensprüfung angetreten. Einen Tag später konnte sie ihr erfolgreiches bestandenes Examen feiern. Die Noten sind beachtlich. Praktisch 1, mündlich 1, schriftlich 2.
Nach der sehr erfolgreichen Examensprüfung blieb Nina im Unternehmen. Jedoch hat man ihr nie die Stelle der Wohnbereichsleitung angeboten, und das obwohl sie sich die letzten Monate hat beweisen können. Nach der Probezeit in diesem Unternehmen hat sie ihren Arbeitgeber gewechselt. Sie ist nun in der Beatmungspflege / Intensivpflege tätig. In diesem Bereich gefällt es ihr sehr gut. Die anderen Schüler in ihrem Ausbildungskurs waren nicht alle professionell während der Ausbildung. Im Gegenteil, Nina gegenüber zeigten sie ein aggressives, neidisches, nahezu kindisches Verhalten. Sie interessierten sich mehr für das Leben von Nina als für den theoretischen Unterricht.
Wegen diesen Ereignissen auf ihrem Weg in der "Pflegewelt" ist Nina für mich die Pflegerin des Jahres. Nina ist professionell, authentisch, real, sympathisch, empathisch, mitfühlend und wahrt dennoch die professionelle Distanz. Sie ist motiviert und kann mitdenken, ja sogar um die Ecke denken. Sie ist wissbegierig und weiß dieses Wissen einzusetzen. Ihr Beruf ist ihre Leidenschaft, den sie täglich mit Herz und Mut antritt. Über ihren Instagram Account der Welt zu zeigen, wie schön ihr Beruf ist, ist für Nina ebenfalls eine große Leidenschaft. Ihr Pflege-Netzwerk wächst dadurch fast täglich. Besonders stolz macht es sie und mich, dass auch ihr Account, Bestandteil des Themas "Ich bin für dich da" aus dem Magazin "Stern" (Ausgabe 47 vom 14.11.2019) sowie der am gleichen Tag ausgestrahlte Fernsehbeitrag im Nachrichten Format "Punkt 12" bei RTL, ihre Absicht, das "Image der Pflege online zu verbessern" deutlich dargestellt wurde. Nach diesen Beiträgen über ihren Account und den Absichten, ist ihr Pflege-Netzwerk in der Pflegecommunity auf Instagram stark gewachsen. Sie unterstützt andere bei Fragen rund um die Pflege. Interessierten zeigt sie in ihren Beiträgen und ihren Storys eindrucksvolle Einblicke in die Arbeit einer Fachkraft. Dabei ist sie immer authentisch. Sie berichtet nicht nur über die schönen Erlebnisse, sondern auch über traurige Erlebnisse oder auch mal von einem anstrengenden Dienst. Durch diesen Intensiven Austausch in der Pflegecommunity, schafft es Nina, anderen Mut zu geben, diesen Beruf zu ergreifen, dort zu bleiben oder auch Veränderungen in unserer Pflegewelt zu schaffen.
Es ist eine großartige Wertschätzung und Anerkennung, die Sie seit 2016 jährlich durchführen. Ich danke Ihnen von Herzen für diese Arbeit. Für die Zukunft wünsche ich Ihnen, viele Pflegekräfte, die gefeiert werden müssen und deren Geschichten wir hören sollten.
Liebe Grüße aus Köln,
Sven Zander

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