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2019

Kirsten Lattner

Patin: Sandrine Lattner

Seit über 30 Jahren lebt sie den Beruf. Sie ist mittlerweile 60 Jahre alt geworden und nach wie vor mit derselben Leidenschaft und Einsatzbereitschaft dabei. Angefangen hat sie in den 90er Jahren mit der Hauskrankenpflege. Die Ostberliner-Straßen kannte sie wie ihre Westentasche. Sie fuhr damals aber tausende Kilometer im Jahr durch Berlin und versuchte immer schnellstmöglich ihre Patienten zu erreichen, um die damals schon sehr knapp berechnete Zeit pro Patient voll auszunutzen und den Menschen die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken. In den Ferien hat sie uns Kinder teilweise mitgenommen, um somit ihre Kinder und ihren Job unter einem Hut zu bekommen. Als sie zur Weiterbildung neben dem Vollzeitjob und ihrer Familie noch die Abendschule besuchte, war sie genauso Leidenschaftlich dabei. Oftmals haben wir Kinder mit ihr sogar auf ihren Touren oder zu unseren Fahrten zum Training zusammen gelernt bzw. sie "abgefragt", damit sie ihr Ziel "examinierte Pflegefachkraft" verwirklichen konnte. Aus Pfleger-Patienten Beziehungen wurden oft Freundschaften, manchmal war sie dann aber auch die kümmernde Tochter, die sich viele der alternden Menschen vergeblich gewünscht hatten. Einige der Patienten riefen sie auch privat an, um ihren Kummer  loszuwerden. Es kam nicht selten vor, dass Sie für ihre Patienten Botengänge ausserhalb ihrer Arbeitszeit erledigte. Indes ist sie sogar Anleiterin für Azubis und hat als Teamleiterin schon mehrere Stationen und Wohngemeinschaften für Senioren erfolgreich aufgebaut. Wo sie arbeitet, steckt immer viel Liebe im Detail. Derzeit ist sie im Pflegewohnzentrum Kaulsdorf angestellt. Hier möchte sie ihre letzten Jahre bis zum  Renteneintritt verbringen. Körperlich gezeichnet von den vielen Jahren harten Schleppens und Tragen von Patienten, geht sie unter Schmerzen täglich ihrer Arbeit nach. Ihre Gesundheit ausser Acht lassend, suchte sie ihre Arbeitsstellen "leider" auch schon auf, obwohl sie gebrochenene Zehen oder angebrochenene Rippen hatte. Ihre Leidenschaft und Freude an dem Beruf, trotz der geringen Bezahlung, hat auch durch die vielen Trauermomente (durch Versterben geliebter Patienten) nicht gelitten. Leider besuchte sie schon viele Beerdigungen und vergoss so einige Tränen. Vielen Tränen flossen auch bei Patienten und Kollegen, wenn sie
neue Wege beschritt und alte Arbeitsstätten hinter sich ließ. Ich selber habe einige Jahre mit ihr als Teamchefin erlebt und bewundere ihre unermüdliche Kraft für diesen Beruf. Eine ganz besondere Geste ihrerseits, kommt immer zu Weihnachten zu tragen. In all den Jahren gab es vielleicht 3 Weihnachten, an denen sie nicht arbeiten ging. Sie "verkleidete" sich fast immer als Weihnachtsmann oder Wichtel und beschenkte die Bewohner mit selbst gemachten Marmeladen oder Schmalz oder sonstigen Kleinigkeiten. Sie schaffte es so, wenigstens etwas Glück in die vielen einsamen Herzen zu zaubern. Wie wir wissen, werden extrem viele alte Leute nicht mal von der engsten Verwandtschaft besucht. Heute ist sie selber schon 60 und leider nicht selten älter als ihre eigenen Patienten. Dies ist zwar nicht die eine herzlichste und mutigste Geschichte, aber das ist DIE herzlichste, aufopferungsfähigste und mutigste Persönlichkeit, die ich in all den Jahren beobachten konnte. Und das  Bemerkenswerte an der ganzen Geschichte ist die Ausdauer der leidenschaftlichen Herzlichkeit und Arbeitsstärke gegenüber der Patienten, die sie all die Jahre immer wieder aufbringen kann. Schließlich gibt es Millionen jüngere Kollegen, die nicht mal ansatzweise so viel Herzblut und Kraft in diesen Beruf stecken können. Es wäre eine Herzensangelegenheit, wenn Kirsten Lattner die Pflegerin des Jahres 2019 werden würde!
Und hier geht es nicht um das Geld, sondern mehr noch um den Titel, den sie sich über all die vielen Jahre mehr als verdient hat! Zumal sie mit ihrem Alter ein riesiges Vorbild für Ihre Kollegen darstellen könnte.

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