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2020

Michael Pelzer

Patin: Ramona Pelzer

Im Alter von 40 Jahren hat sich Michael Pelzer entschlossen eine Ausbildung zum Altenpfleger zu machen, obwohl er bisher nie etwas mit Pflege zu tun hatte.
Er ist schon mit 16 Jahren von Zuhause ausgezogen, machte eine Lehre als technischer Zeichner im Bereich Maschinenbau, ging danach in die Gastronomie und machte da vom Kellnern über DJ bis hin zum Türsteher seine Erfahrungen mit Menschen. Aus der Langeweile heraus gründete er Ende der 90er ein Unternehmen für den Auf- und Abbau von Volksfestfahrgeschäften und Freizeitparks, war damit fast 10 Jahre lang durch Deutschland, Holland und Belgien unterwegs und baute u.a. das legendäre Millennium-Riesenrad, das sich in der Silvesternacht von 1999 auf 2000 in Amsterdam auf dem Königinnenplatz drehte und mit überdimensionalen Uhrzeigern um Mitternacht im Fernsehen den Countdown ins neue Jahrtausend symbolisierte.
Später wendete sich der Schwerpunkt in Richtung Künstlerbetreuung und Tourneebegleitung mit Full-Service. Hier lernte er viele Weltstars auch hinter den großen Bühnen kennen, war von regionalen Bands bis hin zu DJ Bobo, den Backstreet-Boys und einer Truppe von Shaolinmönchen mit den unterschiedlichsten Menschen auf Tournee. Doch diese "10 besten Jahre seines Lebens" wie er selbst sagt, waren irgendwann vorbei, er wurde häuslich, gründete eine Familie und musste umdenken. Er studierte Werbung und Marketing in München, ging dann in den Handel und leistete dort seinen Dienst am Kunden bis hin zum Marktleiter. Aber der ständige Druck zwischen Kundenwünschen, Verkaufszahlenerhöhungen und geforderten Umsatzsteigerungen war nach einigen Jahren zu viel. Er musste etwas anderes machen.
Eine leider viel zu früh verstorbenen Bekannte von ihm hatte einen Fahrdienst für beeinträchtigte Menschen (Rollstuhltaxi). Dort half er manchmal aus und fuhr Patienten zur Krankengymnastik oder zum Einkaufen. Daraus wurde immer mehr, es folgten immer längere und weiter entfernte Ausflüge. Diese unbeschreibliche Dankbarkeit der Patienten war der ausschlaggebende Anreiz für Michael Pelzer sich auch beruflich in diese Richtung zu orientieren. Über ein Praktikum als Betreuungsassistent kam er in die Pflege und hat sich nach nur 5 Tagen Praktikum für die Ausbildung zum Altenpfleger entschlossen.
Während dieser Ausbildung wurde es ihm nicht leicht gemacht. Eine Beurteilung einer jungen
Mentorin trug sogar die Note 5 mit dem Zusatz "für diesen Beruf nicht geeignet". Trotz Familie und Kindern lernte er oft bis tief in die Nacht für Schule und Praxis, wurde aber trotzdem vom Ausbildungsbetrieb nicht übernommen. Er blieb ehrgeizig, machte während der Ausbildung schon verschiedene Stationen durch, entwickelte sich immer weiter, ging nach den 3 Ausbildungsjahren mit dem Examen in der Tasche als Fachkraft ins Krankenhaus und auch dort wurden ihm nur Steine in den Weg gelegt. Er wurde aus zwei großen Krankenhäusern rausgemobbt obwohl er einen ganz speziellen Draht zu machen Patienten hatte. Er bekam Dankesschreiben und durchweg positive Bewertungen von den Patienten. Aber manche Kolleginnen und Kollegen haben dies gar nicht gern gesehen und so steigerte sich das bis zu einem Prozess vor dem Arbeitsgericht, natürlich zu seinen Gunsten.
Seit einigen Monaten arbeitet er in der ausserklinischen Intensivpflege in WG's mit beatmungspflichtigen Patienten. Seine Chefs und Kollegen schätzen nicht nur seine Arbeit und sein vorausschauendes Handeln zum Wohle der Patienten sondern sie schätzen genau diesen ganz besonderen Umgang mit den intensiv pflegebedürftigen Patienten. Egal ob Patienten die nach intensiver Pflege ohne Beatmungspflicht wieder nachhause zurück kehren können, oder schwerst pflegebedürftige Menschen die 24/7 bei allem möglichen seine
Hilfe und Unterstützung brauchen, bis hin zu Palliativpatienten die er mit so viel Kraft und Einfühlungsvermögen auf dem letzten Weg begleitet - Er ist immer für alle Wünsche der Patienten und Angehörigen da und wird oft mit den Worten begrüßt "zum Glück bist du jetzt da". Und das sogar von Patienten die wegen ihrer Krankheit nicht mehr sprechen sondern nur noch die Lippen bewegen können. Manchmal genügt dafür auch nur ein Blick.
Diese Dankbarkeit die er hier erfährt ist genau das was ihn in diesem harten Job stark bleiben lässt und ihm immer wieder Kraft für die Versorgung der Patienten gibt. Er möchte nichts anderes mehr machen als diese intensive Arbeit mit diesen so unterschiedlichen Menschen. Er ist für mich, unsere Kinder und bestimmt auch noch für viele andere Menschen einfach ein Held. Dafür hat er meinen größten Respekt verdient und deshalb nominiere ich ihn zum Pfleger des Jahres.

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