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2020

Sabine Janott

Patin 1: Ute Freund

Ich möchte gerne meine Schwester nominieren als Beste Pflegerin! Weil sie diesen Beruf mit Herzblut macht.
Weil sie mit ihrem ganzen Wesen dabei ist. Weil sie schon als Kind wusste, dass sie Krankenschwester werden will. Da hat sie schon die ganze Familie, wenn jemand krank war, "gepflegt" und Krankenschwester gespielt.
Und weil sie das dann beharrlich verfolgt hat: Mit 15 in den Sommerferien mit ihrem ersten Praktikum im Dernbacher Krankenhaus. Es gibt noch ein Foto von ihr: so stolz in ihrer "Schwesterntracht", damals noch mit Haube und dass sie schon Blutdruck messen durfte, war das Größte. Dann war für sie klar, dass sie kein Abitur machen will, weil sie das nicht brauchte für ihren Traumberuf. Nach der mittleren Reife ist sie vom Gymnasium abgegangen und hat ein Freiwilliges Soziales Jahr im Krankenhaus absolviert. Und danach ihre Lehre im Godesberger Waldkrankenhaus. Weil sie in all den Stationen ihres Berufslebens immer aufgefallen ist durch ihre Kompetenz, Integrität, Zuverlässigkeit, ihr Verantwortungsgefühl, ihre Freundlichkeit, ihre Fairness, ihre Herzlichkeit. Und immer nach kurzer Zeit schon vorgeschlagen wurde für verantwortungsvolle Leitungsstellen. Egal wo, ob im Krankenhaus oder bei einem mobilen Pflegedienst oder wie jetzt in einer Seniorenpflegeeinrichtung. Nach kurzer Zeit war sie auch hier Stationsleitung, obwohl sie nach mehreren Jahren Pause, in denen sie vier Kinder zur Welt gebracht hat, doch einige Zeit raus war aus dem Beruf.
Da unser beider Mutter auch in einem Pflegeheim lebt und nicht alles rund läuft - in welchem Bereich der Pflege läuft es schon rund? - reden wir oft über die Pflege. Meine Schwester erzählt dann wie es bei ihr auf der Arbeit ist. Z.B. sprachen wir über das Thema: Zeit. Und meine Schwester sagte: "Das geht gar nicht! Den BewohnerInnen zu antworten bei Anliegen: Keine Zeit! Natürlich ist der Zeitplan extrem eng - und de facto haben wir wenig Zeit - aber das darf nie vermittelt werden. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass dies kein Krankenhaus ist. Das ist das Zuhause der Bewohner!" Und dann erzählte sie mir, als sie aus dem Urlaub kam, sagte eine Bewohnerin zu ihr: "Da ist es ja endlich wieder: mein Zuhause!?" Und dann erzählte sie noch von einem Mann, der jeden Morgen am Fenster steht, wenn sie zum Frühdienst geht und ihr winkt. Jeden Morgen!
Ich finde meine Schwester hat diesen Preis verdient, weil ich daran sehe, dass sie mit ihrer unvergleichlichen Art wirklich einen Ort schafft für die Bewohner dort. Und für ihr Team! Manchmal bin ich dabei, wenn sie angerufen wird wegen irgendwelcher Fragen.. soviel Lachen und ein kollegiales Miteinander! Und hier scheut sie auch nicht, wenn es Störungen gibt, die sofort anzusprechen und auch Konsequenzen zu ziehen. Ich erinnere mich, dass sie einmal ganz unglücklich war. Sie sagte die Haltung eines neuen Pflegers würde den ganzen "Geist" ihres Teams - dass so kameradschaftlich und toll funktioniert zersetzen. Hier hat sie sich dafür eingesetzt, dass er die Station wechseln konnte.
Sie hat den Preis verdient, weil sie so kompetent ist! Und dann zieht sie noch allein erziehend vier Kinder groß. Sie kämpft in schwierigen Situationen wirklich für ihre Kinder. Sie lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, sie handelt dann, wenn die Dinge dran sind, sie zu tun. Sie ist eine Löwin. Und dabei so bescheiden, dass ich mir wünschte sie könnte sich mehr wertschätzen!
Um über die Runden zu kommen arbeitet sie neben ihrer Arbeit im Frühdienst des Pflegeheimes noch auf 400 Euro Basis bei Blume 2000. Ich finde das ungerecht. Ich arbeite beim Film und habe schon einige Preise bekommen. Aber was meine Schwester leistet, das wird nicht in der Weise honoriert, die ich für ihre Leistungen angemessen finde. Deshalb möchte ich sie nominieren!
Und finde, dass sie diesen Preis mehr als verdient hat!

 

Patin 2: Winona Janott

Meine Heldin in weiß
Egal ob Regen oder Sonnenschein, um sechs Uhr in der Früh, noch bevor die Sonne aufgegangen ist, ob Wochenende oder wochentags und an Feiertagen. Der alte Herr steht am Fenster und hat ein vorfreudiges Lächeln im Gesicht. Er steht hier jetzt schon fünf Minuten und lässt seinen Blick ungeduldig vom Parkplatz bis zum Eingang des Seniorenwohnheims schweifen. Es dämmert erst, er könnte noch in seinem warmen Bett liegen und seinen wohlverdienten Schlaf genießen, trotz dessen fängt sein Tag stets mit diesem Ritual an. Er wartet auf das knallrote Auto, welches jede Minute um die Ecke biegen müsste. Endlich, da ist es. Es steigt eine Frau mit kurzen braunen Haaren aus, schnell packt sie ihre Tasche zusammen und begibt sich in Richtung Ihres alltäglichen Arbeitsplatzes. Sie hat wie immer ein Lächeln im Gesicht, mit dem sie jeden Tag erhellt. Ihr Blick geht jeden Morgen zum Fenster des alten Mannes. Er winkt, sie winkt zurück, der Arbeitsalltag kann beginnen. Sein Lächeln wird breiter, ihres auch. Der alte Mann lebt hier nun schon seit mehreren Jahren und nie war er so gerne hier wie jetzt. - Anekdote aus dem Arbeitsalltag meiner Mutter
Hallo, mein Name ist Winona Janott. Immer wieder erzählte mir meiner Mutter aus ihrem Arbeitsalltag, was für Dinge sie erlebt hat und welche Geschichten sie berührt haben. Meine Tante erzählte mir viel aus der Zeit, als meine Mutter selbst noch ein Kind war. Als ich von der Möglichkeit hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Gemeinsam mit meinen drei Geschwistern Luca Janott, Tamina Janott und Jadzia Janott möchte ich unsere Heldin in weiß, unsere Mutter, als beste Pflegerin Deutschlands nominieren.
Bereits als Kind wollte sie immer Krankenschwester werden. Sie liebte es damals schon, sich um ihre Geschwister und Eltern zu kümmern, wenn diese krank waren und ihnen liebevollerweise ein Tablett mit Essen ans Bett zu bringen oder einen heißen Fencheltee aufzubrühen. Damals hat sie sich bewusst als einzige von ihren Geschwistern gegen das Abitur entschieden, weil ein anderer Beruf nie in Frage kam. "Wozu? Ich weiß doch, was ich will!" Schon früh hat Mama angefangen Praktika im Krankenhaus zu machen. Stolz hat sie mit einem breiten Grinsen abends am Tisch von ihrer Schwesternkluft erzählt. Nach ihrem Schulabschluss hat sie ein Jahr genutzt, um ein freies soziales Jahr zu machen und hat anschließend ihre Ausbildung angefangen, ohne jemals an ihrer Entscheidung gezweifelt zu haben.
Sie wusste schon bei der Wahl ihres Ausbildungsberufes, welche Verantwortung dieser Beruf mit sich bringt, dass er manchmal sehr zehrend sein kann, es nicht immer ein Happy End gibt, er ein Talent zur zeitlichen Organisation voraussetzt und man sich auch hin und wieder aufopfern und zurückstecken muss. Das alles nahm sie in Kauf. Denn ihr Beruf ist für sie eben doch eine Berufung. Ich habe meine Mutter seit ich lebe als mein Vorbild gesehen. Ich wollte immer so werden wie sie und habe sie immer bewundert. Jetzt, wo ich selbst ein Kind erwarte und nebenbei mein Studium absolvieren muss, verstehe ich endlich vollkommen, was meine Mutter schon vor, aber vor allem als alleinerziehende Mutter von vier Kindern jeden Tag leistet. Sie hat praktisch zwei Vollzeitjobs. Ständig im Spagat zwischen Beruf und Kindern zu stehen, verlangt einem unglaublich viel Kraft ab. Weder den eigenen Kindern noch den Bewohnern das Gefühl zu geben, es sei keine Zeit da, auch wenn sie oft sogar sehr knapp ist, kommt für sie nicht in Frage. Denn Zeit ist das wichtigste. Mama hat es immer geschafft ihren Bewohnern als auch ihren Kindern ein wunderschönes Zuhause zu geben.
Nach ihrem wohlverdienten Urlaub machte sich Mama für ihren ersten Arbeitstag bereit. Sie freute sich auf ihre Routine, ihre Kollegen und auf ihre Bewohner. Am Fenster wurde sie wieder vom alten Mann begrüßt, der sich extra in seinen Kalender schrieb, dass heute Mamas erster Arbeitstag nach dem Urlaub ist, oben fuhr ihr schon eine alte Dame im Rollstuhl entgegen und rief über den Wohnbereich "Mein Zuhause ist wieder da!" - Anekdote aus dem Arbeitsalltag meiner Mutter
Eine besondere Charaktereigenschaft von Mama ist ihre Nächstenliebe. Nicht nur in ihrem Arbeitsalltag, bei dem sie stets nach dem Grundsatz "Keine Zeit für die Bewohner meines Heims gibt es für mich nicht" handelt, sondern auch in ihrem Privatleben wird mehr als deutlich, wie selbstlos meine Mutter ist, aber auch eben, dass der Beruf in der Pflege die absolut richtige Entscheidung war.
Vor allem aufgrund der heutigen ungewissen Situation in der Pflege und dem damit einhergehenden Fachkräftemangel ist es besonders wichtig an seine Berufung als Pflegerin zu glauben. Auch in Mamas Heim ist das ein Thema. Als das Heim händeringend nach einem neuen Mitarbeiter gesucht hat, bedauerte Mamas Chefin, dass man Mama leider nicht klonen könne, es wäre schön mehrere "dieser Sorte" zu haben. Aber schieben wir den Spaß beiseite. Die Arbeitssituation wird immer schwieriger, kräfte- und zeitzehrender. Nicht selten springt meine Mutter im Falle eines kurzfristig fehlenden Kollegen ein. Meist hat sie nur ein Wochenende frei, welches sie oft wieder eintauscht, um einem Kollegen, der es unbedingt braucht, ein freies Wochenende zu ermöglichen. Mamas Überstunden kann ich nicht mehr zählen, aber aus ihrem Mund kommt nie ein Klagen oder ein schlechtes Wort. Sie ist immer fair zu all ihren Kollegen, versucht jedem ein schönes Arbeitsklima zu beschaffen, Konflikte zu lösen, aber auch darauf zu achten, dass jeder seine Arbeit gewissenhaft erledigt. Das Lachen, Späße erzählen und die Freude bei der Arbeit darf allerdings auch nicht zu kurz kommen. Da sie weiß, dass alle Mitglieder ihres Teams essenziell wichtig sind, ist sie da, wo es möglich ist, kompromissbereit und agiert stets unparteiisch.
Oft habe ich mit ihr Gespräche geführt, dass sie auch mal aufhören müsse, zurückzustecken und sich selbst im Fokus zu haben, dass sie nicht zu kurz kommen darf. Ich ziehe den Hut vor meiner Mutter, dass sie sich für ihren Beruf so sehr einsetzt, aber trotzdem war ich stolz auf sie, als sie an diesem Weihnachten wieder angerufen und gefragt wurde, ob sie nicht arbeiten kommen könnte. Sie hat nein gesagt. "Meine Kinder kommen, das mache ich jetzt nicht." Lachend wandte sie sich zu meiner Tante und sagte: "Siehst du, das lerne ich auf meine alten Tage auch noch!"
Ich bin stolz auf meine Mutter, sie ist eine absolute Bereicherung für die Pflege und ist in meinen Augen nicht nur die beste Pflegerin Deutschlands, sondern auch die beste Mutter der Welt.
In Liebe Winona

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