Havva Özkan
Nominierungsgeschichte(n) Pfleger des Jahres 2018
1.Nominierung
Ich möchte meine gute Freundin Havva für den Preis zur Pflegerin des Jahres 2018 nominieren. Sie fragen sich bestimmt, genau jetzt: Warum? Nun ich werde darauf zurückkommen. Vorab möchte ich schildern, wie es für mich war, als Havva auf mich zukam und mir sagte: Du,ich gehe auf die Palliativstation. Ich hatte das Wort bisher nur ein-, zweimal gehört, ein Blick ins Internet machte mich klüger. Und mein erster Gedanke: Puh, was für ein Brett, schwierige Aufgabe. In der aktuellen Pflegedebatte bekomme ich als Büromensch ja mit, mit welchen Schwierigkeiten die Pfleger/Pflegerinnen konfrontiert werden, welche Herausforderungen sie meistern müssen. Und dabei habe ich die aus meiner Sicht sehr schwierige emotionale Seite noch nicht mal berücksichtigt. RESPEKT. Also wünschte ich Havva alles Gute, überzeugt aus Jahren der Freundschaft, dass sie das hinbekommt, vor allem der ihr wichtigste Part: das Umsorgen von Menschen, das Begleiten der Menschen, sofern es geht auf Augenhöhe. Wäre dies nicht gewährleistet, würde sie mit ihrer Aufgabe Schwierigkeiten haben und hoffentlich mit mir darüber reden - obwohl: gewusst, wie ich hätte sie unterstützen können - schwierig. Aber genug von mir. Havva soll das Thema sein. Wie kann ich Ihnen beschreiben, was Havva in ihrem Beruf auszeichnet? Am besten anhand einer Anekdote, nennen wir es der Volleyballspieler. Ein Mensch war ihr Patient, der als junger Mann begeisterter - und ein sehr guter - Volleyballspieler war. Geplagt von den Umständen war es ihm körperlich nicht mehr möglich, zu spielen oder auch nur Spiele anzusehen. Havva hörte die Geschichte des Mannes und sah das Aufflackern in seinen Augen, als er davon erzählte. Sie recherchierte im Internet und fand heraus, wo der Mann lange Zeit aktiv Volleyball spielte. Alsbald war der Kontakt zu seinem Stammverein hergestellt. Havva trug ihre Idee vor: einen Volleyball, unterschrieben von allen Aktiven des Vereins. Der Verein kam ihrer Bitte nach und wenige Tage später konnte sie den gerührten Mann den Ball aushändigen. Seine Tränen waren sehr zwiespältig zu deuten, aber es war vor allem Dankbarkeit gegenüber Havva. Er hatte noch einmal Freude empfunden. Was zeigt mir diese Anekdote? Havva nimmt Patienten als Menschen an, sie geht mit Geduld und einer beneidenswerten Portion Empathie an die Menschen heran, hört Ihnen zu, versucht Ihnen Freude zu vermitteln. Als Menschen, nicht als Kranke oder auf dem schwersten Weg Wandernder, nicht von oben herab, tröstend, auf Augenhöhe. Im Gespräch mit der Familie des Menschen, seiner Bekannten. Dabei urteilt sie nicht, egal welcher Hintergrund ihr Patient hat. Havva ist für mich die Pflegerin des Jahres, weil sie mit den Menschen so umgeht wie sie es tut - reinigen, pflegen, waschen, anziehen, helfen inklusive. Ich wünsche mir sehr, dass Havva diesen Preis gewinnt. Ein Herz, das so viel leistet, in so viel Dunkel manches Licht einbringt, das sich manchmal bestimmt auch aufreibt, ach, dieses Herz hätte diesen Preis verdient und würde ihn mit Freude und bescheidenem Stolz annehmen. Ich drücke ihr auf jeden Fall die Daumen.
Karima Koubaa
2.Nominierung
Ich kenne Havva Özkan aus unserer gemeinsamen Arbeit im Hospiz in Bonn-Bad Godesberg. Ich arbeitete als Sozialarbeiterin dort, sie als Hospizfachkraft Havva ist mir sofort durch ihre besonnenen ,ruhige sehr kompetente und warmherzige Art aufgefallen. Sie hörte zu, bewertete nie das Verhalten anderer Menschen, hat eine unglaublich hohe Toleranz. Sie geht auf andere Menschen zu mit einem hohen Maß an Wertschätzung . Sie arbeitete im Hospiz überwiegend in der Nacht. Ich fand dies immer sehr mutig, denn sie war völlig auf sich alleine gestellt , alleine mit zehn todkranken Menschen, die sich oftmals in schweren Krisen befanden , für die die Nächte voller Angst und Schmerzen waren. Havva war ein Engel für unsere Patienten. Eines Tages wurde ein schon sehr alter Mann ins Hospiz gebracht. Er sprach kaum ,war sehr unleidlich. Ich versuchte mit ihm ins Gespräch zu kommen. Es gelang mir nicht. Er sagte nur, dass er endlich sterben wolle, er hätte nie in ein Hospiz gewollt, nur sterben wolle er. Es gäbe nichts mehr zu sagen, wir sollen ihn in Ruhe lassen. Ich versuchte immer wieder in Kontakt zu kommen mit ihm, es gelang mir überhaupt nicht. Auch die anderen Mitarbeiter fanden keinen Draht zu ihm. Er war abweisend, stumm und verzweifelt. Im Laufe der Zeit merkte ich, dass er ein klein wenig weicher wurde. Ich versuchte nochmal ein Gespräch mit ihm zu führen. Er sah mich an und meinte, ich warte den ganzen Tag bis die Nacht kommt. Ich verstand das nicht. Dann meinte er, nachts ist jemand bei mir mit dem ich reden kann. Dem ich alles erzählen kann. Sie versteht mich, sie kennt meine Angst und sie verurteilt mich nicht für meinen Wunsch zu sterben. Sie ist einfach da, liebevoll, warmherzig. Sie lacht mit mir, redet mit mir, bei ihr fühle ich mich nicht alt und krank sondern einfach nur angenommen und gemocht. Sie ist mein Engel. Dieser Engel war Havva. Ich habe viele Situationen erlebt in denen Havva mit ihrer liebevollen und kompetenten Art sterbende Menschen in den schwersten Krisen begleitet hat. Sie gibt ihnen immer das Gefühl nicht alleine zu sein. Havva ist eine wunderbare Begleiterin , ein wunderbarer Mensch, eine hochkompetente Hospiz/Palliativfachkraft. Sie ist eine tolle Kollegin, die ein absoluter Teamplayer ist. Sie hat immer ein offenes Ohr auch für die Probleme von Kollegen, reflektiert und unterstützt ohne wenn und aber. Deshalb hat sie den Titel Pflegerin des Jahres verdient.
Annette Zilken Dipl. Sozialarbeiterin, 29.3.2018
3. Nominierung
Frau Özkan war die Pflegerin meines Mannes im Waldkrankenhaus in Bad Godesberg. Als mein Mann für immer eingeschlafen war, war sie neben uns und hat alles sehr herzlich und mit Liebe gemacht. Sie hat in die Hände meines gerade verstorbenen Mannes ein sehr liebevoll gemaltes Herz mit einer Rose gelegt. Auf dieses Herz hat sie geschrieben: „Ich hab Dich lieb“; so wie es meine Kinder zu meinem Mann am Abend davor gesagt hatten.
Mit herzlichen Grüßen Simona Jung
4. Nominierung
Ich habe keine Geschichte zu berichten. Aber ich habe Havva im Nachtdienst des Johanniter-Hospizes in Bonn-Bad Godesberg erlebt, während ich selber als „Ehrenamtliche“ des Hospizvereins Bonn bei einer Sterbenden wachte. Jedes mal, wenn Havva das Zimmer betrat, ergoss sich ihre Herzenswärme auf die Sterbenden und beruhigte sie zunehmend.